Mitte Dezember ist bei uns noch immer alles Grün und am Dachstein liegen „offiziell“ nur 30 cm Schnee. Die letzte Tour ist schon wieder viel zu lange her und die Neugierde, ob der Versturz noch da ist oder nicht, motiviert uns zu einer weiteren Tour in die Hinkelstein. Vor dem Fröstl am Parkplatz schützt uns Bernis tolle Gas(Herd)heizung im Bus, nur das Aufstehn ist wie immer eine Qual, aber nur kurz, denn als wir die Köpfe aus dem Fenster strecken, begrüßt uns ein strahlend blauer Himmel! Genial, und das obwohl im Wetterbericht Regen und Schneeschauer angesagt waren. Ein kurzes Frühstück auf der Lodge, dann stapfen wir mit Schneeschuhen rüber zur Höhle. Bereits am Hinweg türmen sich mehrere große Schneewächten an den Hängen und die Dolinen sind bis oben hin zugeschneit. Uns schwant Schlimmes.

Obwohl wir den Weg eigentlich eh schon auswendig kennen, bemüht sich Berni und befreit eine Wegmarkierung vom Schnee, indem er sich schwungvoll mit den Nieren voran auf sie stürzt. Schmerzverzerrt rollt er von der gelben Markierung und siehe da: wir sind genau am Weg!

Unsere Schneestange ragt immer noch tapfer und unversehrt in die Höhe, im Höhleneingang darunter liegen allerdings schon Massen an Schnee. Glücklicherweise schauen gerade noch 20 cm des Eingangsportales heraus, durch die wir nach etwas Schaufeln bequem in die erste Halle abseilen können. Hier ist es gleich deutlich wärmer, aber der Höhlenwind dürfte wohl nicht ausreichen, um den Eingang noch viel länger offen zu halten. 1 m Neuschnee dazu und das war’s für heuer!

Der Weg nach unten zaht sich heut ein bisserl, da unsere Schleifsäcke mit Bohrhammer, Akkus, Karabinern und Seilen schwer befüllt sind und wir erst alle Seile neu einbauen müssen. Um halb eins ereichen wir den Versturz, der zu unserer Enttäuschung unverändert ist. Der große Felssturz während der letzten Tour muss woanders abgegangen sein, nur wo? Wild entschlossen rücken wir dem Versturz zu Leibe und spalten mit dem Taurus Stein für Stein, der segelt uns dabei nach jeder Sprengung mehr oder weniger schwungvoll um die Ohren, bis er sich vom Halteseil befreit und in unerreichbare Tiefen verschwindet. Zu dumm, aber Gott sei Dank hat die letzte Sprengung gerade gereicht, um einen der Hauptbrocken klein genug zu zerbröseln, um den Rest per Hand weg zu räumen. Wenig später haben wir einen kleinen Durchschlupf freigelegt. Ein paar Meter weiter unten im Versturz gähnt der nächste Schacht.

Chris befestigt das letzte Seil am Einstieg und seilt ca. 20 m auf den Schachtgrund. Eine kleinräumige Fortsetzung endet nach wenigen Metern hoffnungslos verstürzt und ein enger Canyon trotzt allen Versuchen ihn zu Bezwingen. Immerhin sind wir nach dem Höhenmesser hier schon auf – 160 m angelangt. Trotzdem bleibt uns nichts anderes übrig, als den Rückweg anzutreten. Da wir auch diesen Teil noch vermessen müssen und von der mühsamen Sprengerei schon recht KO sind, lassen wir alle Seile bis zum Eingang hängen.

Zum ersten Mal haben wir in der Hinkelsteinhöhle eine Art Ende erreicht. Ob sie wohl noch eine Überraschung für uns bereit hält?

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