Heute, am nach keltischem Kalender letzten Sommertag, begleitet uns Thomas Resch auf eine ausgiebige Vermessungs- und Forschungstour in die Hinkelstein.
Auf den Karstfeldern liegt schon etwas Schnee, aber die Herbstsonne beschert uns einen womöglich letzten, warmen Sonnentag. Wir nutzen das traumhafte Wetter und montieren endlich unsere Schneestange am Höhleneingang. Professioneller befestigt als eigentlich geplant, ragt sie nun 4 Meter hoch über unserer Höhle – mal schaun, wie viel im Winter noch davon über den Schnee rauslugt, bzw. im Frühjahr davon übrig ist.
Dann geht’s endlich los. 20 Minuten brauchen wir zu dritt bis zu dem Wandfenster am Ende des Schrägen Schachtes und beginnen gleich mit der Weitervermessung. Zu dritt natürlich ein leichtes Spiel, wenn auch gelegentlich durch übel riechende Gase erschwert, vermessen wir zügig bis in die Schatzkammer. Wir erkunden noch ein paar unbekannte Canyons, die aber alle in den
Panikschacht münden dürften. Also packen wir die Mess-Sachen beiseite, zumal der Kompass eh langsam den Geist aufgibt und immer ungenauere Werte zeigt und machen uns an die Weiterforschung. Vorher gibt’s noch eine leckere Höhlenjause, akustisch untermalt von voluminösen Explosionsrülpsern enormen Ausmaßes. Chris bohrt noch eine Umstiegstelle in seinen geliebten
Panikschacht, dann stehen wir alle unten auf -130 m beim
Hinkelstein II, vor uns ein schwarzes Loch ins Unbekannte! Thomas darf als Erster runter, dreht aber nach erfolgloser Suche nach einem Platz für eine Umstiegstelle nach wenigen Metern wieder um. Chris hat mehr Glück und seilt ein weiteres Bohrloch später bis auf den Schachtgrund ab, wo ein riesiger Versturz den Weiterweg blockiert. Die anderen kommen nach und gemeinsam versuchen wir eine Stunde lang die mächtigen Blöcke beiseite zu stemmen. Bald donnern riesige Steine in die Tiefe, manche landen dem Geräusch nach zu schließen anscheinend in Wasser. Zwischen den Steinen ist deutlicher Luftzug spürbar. Leider schaffen wir es nicht, einen Durchschlupf freizulegen, der groß und sicher genug wäre, da von oben immer neue Steine nachrutschen. Erschöpft müssen wir uns schließlich für diese Tour geschlagen geben.
Am Rückweg nach oben dann, wir haben gerade den
Panikschacht hinter uns, hören wir plötzlich lautes Donnern und Krachen, wie von einem gewaltigen Felssturz. Irgendwo muss gerade was Großes ein- oder runtergestürzt sein. Über die Richtung sind wir uns uneins, aber nach erfolgreicher Unterdrückung der Angst, irgendwas könnte uns gerade den Weg nach draußen versperrt haben, macht sich sofort Hoffnung breit, der Versturz am Schachtgrund könnte nun doch noch von selbst eingestürzt sein. Für diese Tour ist es allerdings schon egal, wir kämpfen mit zunehmender Müdigkeit und sehen zu, die Schächte mehr oder weniger zügig nach oben zu steigen.
Draußen ist es bereits stockdunkel und bitterkalt. Mit letzter Kraft schleppen wir uns rauf zur Lodge und bekommen Gott sei Dank noch ein warmes Essen, welches wir mit einer kurzen Schlafpause zwischen den Gängen einnehmen.
In der Früh stürmt es draußen und über Nacht sind etwa 10 cm Schnee gefallen. Das war’s wohl für heuer, nach einem gemütlichen Frühstück geht’s zum letzten Mal ab ins Tal.
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