Heute endlich mal wieder eine Tour ohne Zeitdruck. Wir frühstücken gemütlich auf der Lodge, wo wir auch übernachten wollen und schleppen dann unser Zeugs und die neu konstruierte Schneestange zur Höhle.
Heute sind mal alle offenen Stellen an der Reihe, vermessen zu werden. Wir beginnen mit dem Canyon im Einstiegsschacht, der immerhin über 14 m lang wird. Dann der unterlagernde Teil nach dem
Eierspalter. Wir finden eine Art Canyon, der bis zum Großen Schacht zieht und der Zubringer des kleinen Wasserfalles dort zu sein scheint. Die offene Stelle im
Watteweg lassen wir uns für nächstes Mal übrig und vermessen stattdessen den Rundzug, vom
Watteweg durch den
Höllenschlund in den
Schrägen Schacht und bringen es auf eine Genauigkeit von etwa einem Prozent, obwohl der Rundzug über 60 m lang ist! Wir schaffen noch 2 Züge im
Schrägen Schacht bis zum Wandfenster, dann beendet der Verlust des Messkreidendeckels unseren Vermessungsdrang. Auch egal, so haben wir wenigstens genug Zeit zum Forschen übrig. Nach einer Jause mit exquisitem Kartoffelsalat von Itsa, geht’s ab ins Neuland.
Im
Steinschlagschacht pendeln wir wieder ins das Wandfenster und befestigen sogar noch in einem Moment geistiger Klarheit das Seil für den Rückweg am Felshaken.
Zwei Spits bohren und hämmern wir über dem Einstieg in den nächsten Schacht. Dann endlich, nachdem er sich durch die Engstelle beim Einstieg gequetscht hat, seilt Chris ins Unbekannte ab. Der Schacht führt einige Meter schräg nach unten bis auf einen Zwischenboden, von dem aus wir weiter in einen kleinen Raum abseilen. Hier führt ein großer Schlot in die Höhe, der aber keinerlei Sicht- oder Rufverbindung zu oberen Teilen zu haben scheint. Also versuchen wir unser Glück an einer anderen Stelle, wo ein Schacht nach einem engen Canyonstück in die Tiefe geht. Wir befestigen mehr oder weniger freihängend im Canyon verspreizt und bereits mit letzter Kraft ein Haltesteil und dann noch 2 HST als Hauptanker. Nach dem Canyon ist der Schacht angenehm befahrbar, am Schachtboden ist aber leider keine Fortsetzung sichtbar.
So schnell geben wir aber nicht auf. Wir sind laut Höhenmesser immerhin auf -130 Meter, hier darf jetzt ganz einfach nicht Schluss sein. Während Berni den Schacht herunter nachkommt, beginnt Chris schon mal mit dem mittlerweile routinemäßigen Aufräumarbeiten. Bald gibt ein kleines Loch zwischen großen Blöcken den Blick in einen Schacht darunter frei. Die Steine poltern in unbekannte Tiefen. Wir wechseln uns mit dem Graben ab und scheitern fast wieder Mal an einem hinkelsteinförmigen Riesenklotz, der denkbar ungünstig über dem Loch liegt. Nach einiger Mühe gelingt es uns aber ein weiteres Mal den Hinkelstein zu besiegen! Mit Furcht einflößendem Donnern kracht dieser endlich in die Tiefe. Vor uns liegt die Öffnung in einen weiteren Schacht! Unser letzter Spit hängt aber schon im Schacht über uns, außerdem sind wir doch schon wieder recht K.O., also kehren wir tapfer um und machen uns auf den Rückweg aus 130 Metern Tiefe.
Berni nimmt eine kleine „Abkürzung“ mitten durch den Canyon und bedeutet Chris, es auch hier zu versuchen. Der bleibt bei dem Versuch aber hoffnungslos stecken. Nach oben hin ist der Canyon einfach zu schmal und einen Rückzug nach unten verhindert das gespannte Seil in der Brustklemme. Nach 10 Minuten verzweifelten Befreiungsversuchen, die nicht gerade durch Bernis lustige Kommentare erleichtert werden, verlässt Chris endgültig den Komfortbereich, als der enge Canyon das Einatmen immer schwerer macht und auch das Unterdrücken der Panik nur noch mit einiger Mühe möglich ist. Irgendwie gelingt es Chris schließlich, sich doch noch vor dem Ersticken zu befreien und wir treten den langen und beschwerlichen Rückweg an. Am Höhleneingang erwartet uns diesmal leider keine Abendsonne mehr, aber dafür genießen wir einen wunderbaren Sternenhimmel auf dem Weg zurück zur Lodge.
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